Logo 150 Jahre Cafe Sapel
seit 1866

Geschichte

Der Gründer

Christoph Jacob Friedrich Sapel, aus Gröningen bei Halberstadt stammend, erwarb im Jahre 1866 für 9000 Gulden die Bäckerei in der Friedrichstraße von seinem Vorgänger Geering und zog im Herbst des gleichen Jahres mit seiner Frau und sieben Kindern von Ebersdorf, wo er eine Konditorei besaß, nach Königsfeld.

Im neu erworbenen Anwesen, dem Tannenhof (gegenüber dem heutigen Café), betrieb er außer der Bäckerei noch eine Konditorei, eine Hefe- und Schokoladenfabrikation und eine kleine Landwirtschaft.

Während der 1870er Jahre, als die Schwarzwaldbahn im Bau war, gründete Friedrich Sapel Verkaufsstellen in Triberg und St. Georgen, außerdem errichtete er eine Filiale in Villingen. Täglich bis zum ersten Weltkrieg wurden mit eigenem Fuhrwerk die frischen Backwaren und die Schokolade zu diesen Verkaufsstellen gebracht. In Königsfeld und Umgebung waren die 'Schokoladenwägele' mit dem 'Schokoladenfuchs' davor jedem ein Begriff.

Unbeirrbar

Als zu Beginn der 1880er Jahre die ersten Kurgäste nach Königsfeld kamen, war die 'Pension Sapel' außer dem Herrnhuter Haus einer der ersten Beherbergungsbetriebe des Ortes.

Durch Blitzschlag brannte im Jahre 1883 das gesamte Anwesen nieder, und Friedrich Sapel musste wieder von neuem aufbauen.
Ein zweiter Brand in der Silvesternacht 1892 zerstörte nochmals einen Teil des neu aufgebauten Anwesens, das danach noch großzügiger in der heutigen Größe erstellt wurde.

Die Landwirtschaft, die ebenfalls dem Feuer zum Opfer fiel, wurde in ein neu erbautes Ökonomiegebäude in der Rotwaldstraße verlegt.

Friedrich Sapel konnte wahrlich auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken: Aus der kleinen Bäckerei und Konditorei hatte er ein Geschäft mit drei Verkaufsstellen aufgebaut, seine Backwaren und Schokoladen waren überall beliebt, und neben seiner Landwirtschaft betrieb er eine Fremdenpension, die bis zu 90 Gäste beherbergen konnte.

Nach seinem Tode im Jahr 1902, übernahmen seine beiden Söhne Hermann und Wilhelm das Geschäft, das mit dem Aufstieg des Kurortes in der folgenden Zeit einen weiteren Aufschwung erlebte.

Albert Schweitzer

Auch Albert Schweitzer wusste unsere Konditorei zu schätzen. Jedes Jahr, zum Geburtstag seiner Frau Helene, erreichte das Café Sapel ein Telegramm aus Lambaréné, Afrika, mit der Bestellung der 'Tausend-Blätter-Torte', einer aufwändigen Blätterteigspezialität seiner elsässischen Heimat, welche Helene besonders liebte.

Schwere Zeiten

Da sich der Bäckerbetrieb, mit den zugehörigen Aktivitäten, auf Dauer nicht mit einer Fremdenpension im gleichen Haus vertrug, wurde im Jahre 1911 das auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegende Haus erworben und an dessen Stelle ein Neubau (heutiges Café) errichtet.

Die beiden Brüder trennten sich nun, und während Hermann Sapel die Pension im alten Haus übernahm, bekam sein Bruder Wilhelm die Bäckerei und Konditorei im Neubau, in dem er auch noch ein Café einrichtete.

Hermann Sapel hatte als Nachfolger für seine Pension Sohn Fritz vorgesehen. Da dieser jedoch im Ersten Weltkrieg gefallen war, entschloss sich die Familie zum Verkauf des großen Anwesens. Dafür wurde eine kleinere Pension in der Waldstraße erworben, die von der Enkelin des Gründers geführt wurde.

Auch die Bäckerei und Konditorei von Wilhelm Sapel musste sich im Ersten Weltkrieg einschränken. Die Verkaufs- und Zweigstellen wurden aufgegeben, jedoch entwickelte sich des Geschäft nach dem Krieg wieder schnell aufwärts.

Während der folgenden Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg drückte Wilhelm Sapel durch seine Persönlichkeit dem Geschäft seinen Stempel auf. Er war ein engagierter Bürger unseres Ortes, der als erster Saaldiener und Mitglied des Ältestenrates der Brüdergemeine rege am kirchlichen und als Mitglied des Gemeinderates und Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr am politischen Leben der Gemeinde teilnahm. Nach seinem Tode im Jahre 1941 und nach dem Tode seines Sohnes Martin im Jahre 1942, der das Geschäft übernehmen sollte, ging dieses nun mit dem jüngsten Sohn Hans in die dritte Generation über.

Fünf Generationen

Heinz-Martin Sapel, der Sohn von Martin Sapel, übernahm den Betrieb in 4. Generation ab 1965 von seinem Onkel Hans. Zusammen mit Ehefrau Inge gelang es ihm den Betrieb 'Alter Schule' und das gesamte Geschäftshaus grundlegend umzustrukturieren, sodass beide wieder optimal im stark veränderten Umfeld des sich wandelnden Kurortes funktionierten.

2004 gab es mit Reinhard Sapel einen großen Umschwung, der den Betrieb nun in 5. Generation weiterführt. Der Schwerpunkt liegt ganz auf Konditorei und Cafébetrieb. Das Café ist neu konzipiert und erweitert und lässt die Cafébesucher heute im Ambiente des Jugendstils die Zeit seiner Gründung neu erleben.

Seit 150 Jahren werden unsere Kuchen, Torten und Gebäcke nach Originalrezepten zubereitet. Die ausschließliche Verwendung hochwertiger Zutaten garantiert höchste Qualität.


Ein Blick in die Vergangenheit

Christoph Jacob Friedrich Sapel verließ 1866 seine Heimat am Harz, um in Königsfeld eine neue Existenz aufzubauen. Gelernt hatte er das Bäcker- und Konditorenhandwerk im elterlichen Betrieb. Wahrscheinlich war sein Vater der erste Weißbäcker zu Wegeleben.

Der Name Sapel wird in Wegeleben im Jahre 1668 zum ersten Mal erwähnt. Der Schmiedemeister Joachim Sapel wurde in jenem Jahr geboren, er war der Ur-Urgroßvater des späteren Firmengründers in Königsfeld.

Der erste Sapel in Wegeleben war also ein Schmied. Folgt man dem Namen weiter in die Vergangenheit, entdeckt man, dass die Schmiedekunst eng mit ihm verbunden ist.

Auf dem alten Friedhof der Stadt Netro, in den italienischen Westalpen, findet sich der Name Sapel auf zahlreichen Grabsteinen. Netro, dessen keltischer Name soviel bedeutet wie 'Neue Verteidigung', war das letzte Bollwerk des keltischen Stammes der Salasser gegen die vorrückenden Armeen des Römischen Reiches. Selbst nachdem Rom ganz Westeuropa bis zum Rhein und England erobert hatten, hielt die Verteidigung in den Westalpen noch stand, was zu einem guten Teil darauf zurückzuführen war, dass die Kelten in Netro hervorragende Kenntnisse im Schmieden von Waffen besaßen.

Letztlich brach aber die Macht des Römischen Kaisers die Verteidigung von Netro, die Schmiedekunst der Einwohner blieb jedoch über die Jahrhunderte erhalten. Schmiede aus Netro waren bis nach Frankreich hinein gefragt und wurden oft als Ausbilder engagiert.

Vielleicht folgte auch ein Schmied namens Sapel im Dreißigjährigen Krieg dem Ruf der großen Heere, die durch Europa marschierten und überall Söldner aber auch Schmiede und andere Handwerker für ihren Tross anwarben. Und so führte ihn möglicherweise sein Weg mitten hinein in das schrecklichste Gemetzel des Dreißigjährigen Krieges, die Belagerung und Vernichtung der Stadt Magdeburg im Jahre 1631 durch die kaiserlichen Truppen des Grafen Tilly.

Selbst Tillys Leute waren entsetzt von den Gräueltaten des eigenen Heeres in Magdeburg und viele desertierten. Vermutlich blieb auch der Schmied namens Sapel aus Netro zurück und ließ sich in der Gegend nieder.